
Scooter customisé Vespa "Glorious Basterd
„Once upon a time in Vespa occupied Europe …” – Wenn Quentin Tarantino einen Custom bauen würde, müsste er „Glourious Basterd“ heißen. Da er aber weder Zeit noch Know-how hat, mussten wir von SIP Scootershop das für ihn tun.
Es ist lange her, dass ein neuer Vespa Streetracer die SIP Scootershop Schmiede verlassen hat. In den letzten Jahren wurden einige Oldtimer Vintage-Projekte fertig gestellt. Die meisten basierten auf der Idee, durch roadgetunte PX200 Motoren und entsprechende Fahrwerksveränderungen, langstrecken- und alltagstaugliche Oldtimer zu bekommen. Diese Roller waren meist SS180, GS160, GS3, VBBs
Aber ein schöner Oldtimer haut viele nicht vom Hocker ...
Extrem wurde bei SIP Scootershiop nur im Custombereich der 50 ccm Scooter Szene gebaut. Hier ist das Niveau mittlerweile sehr hoch und auch die Leistungen der kleinen Motoren sind Hardcore. Da das Herz bei fast allen SIPlern jedoch aus Blech ist, der Parkplatz im Sommer vor dem Shop aussieht, wie ein kleines Vespatreffen und jedes Jahr der SIP Betriebsausflug über die Alpen auf italienische oder französische Treffen geht – nur Vespa, ohne Begleitfahrzeug – war es einfach an der Zeit, wieder einen Klassik Custom zu bauen.
Die Ideen waren vielfältig, jeder aus dem Team hatte seine eigene Lieblingsvespa. So wurde beschlossen, aus allen Favoriten Elemente in einem Roller zusammenzufügen. Auch sollte jeder vom Team Ideen einbringen und viele mithelfen. Es sollte ein glorreicher Bastard werden.

Die Basis für den Rahmen ist eine Vespa VNB. Die 8-Zoll Vespas sind noch am einfachsten auf den Märkten zu bekommen. Robert von SIP Scootershop steht auf gepimpte VBBs und hatte noch einen völlig fertigen Rahmen rumliegen. Der wurde dann von einem alten Karosseriebauer nach dem Vorbild der Vespa Sei Giorni umgebaut. Das Beinblech wurde nach innen gezogen und leicht verschmälert, die Nähte verzinnt.
Olli von SIP baut sich gerade eine Sei Giorni Replika auf und da mussten diese Elemente übernommen werden. Damit die Vespa vorne nicht nackt aussieht, wurde ein Gepäckfach der Rally angepasst und leicht verschmälert. Hier findet neben Pausenbrot und 2T Öl auch noch der ABM Hauptbremszylinder für die Fußbremse Platz. Auch der Ausgleichsbehälter wurde darin integriert. SIP-Winnie fährt im Alltag eine Sprint Veloce und steht auf dicke Rally-Lenker. Den wollte der Rest nicht, daher gab's für ihn das Rally Gepäckfach: angepasst und verschmälert.
Der trapezförmige Lenker stammt von der indischen Bajaj Sprint – günstig und einfach zu bekommen. Er passt perfekt zum bulligen Auftritt des Rollers. SIP Alex ist SS180 Fan und da musste der Trapezlenker her. Der Lenker wurde dann auf PV-Tacho umgebaut um Platz für den neuen SIP Drehzahlmesser zu schaffen. Der Drehzahlmesser ist optisch von einem Tacho kaum zu unterscheiden. Dennoch ist die analoge Anzeige nicht km/h, sondern 100 x U/min. Bei der digitalen Anzeige ist Geschwindigkeit in mph oder km/h, U/min, sowie die Wasser-/Kopftemperatur, Tageskilometer, und vieles mehr anzeigbar. Das kleine Wunderwerk stammt von Koso und wurde mit SIP nun zwei Jahre lang entwickelt.
Der Lenker wurde zudem gedropt – kein Streetracer ohne Drop Bar – und durch den neuen SIP Hauptbremszylinder ergänzt. Dieser HBZ wurde zusammen mit MMW entwickelt. Er passt auf alle Vespa 98 Aufnahmen, ist nicht hässlich schwarz, sondern poliertes Aluminium und nach vorne geneigt, wie man es aus dem Motorradbereich kennt. So bremst man entspannter ;-)

In der „SIP Vintage“ Serie werden derzeit von einer kleinen Blechschmiede Oldie-Teile für GS150, GS160 und Lampe unten in sehr guter Qualität hergestellt. Sie heben sich von der Masse durch perfekte Verarbeitung und Detailtreue ab. Daher wurde der Basterd mit GS160 Seitenhauben versehen – dem Lieblingsroller von SIP Ralf. Diese passen sehr schön an den VNB Rahmen, besonders da das Fahrwerk auf 12 Zoll umgebaut wurde und schon recht massig daherkommt.
Die Idee vom 12 Zoll Umbau stammt von Moritz. Er hat als SIP Botschafter im Sommer 2009 die US Szene in Kaliforniern besucht und dort einen derartigen Umbau gesehen. Die Felgen stammen von der Vespa GTS300 – dem Lieblingsroller von Walter. Die Bremstrommel wurden modifiziert und entsprechende Aufnahmen geschaffen.
Eine Vespa PK Gabel wurde dafür gedreht, gestreckt und verkürzt, damit Rad und Stoßdämpfer darin Platz finden. Ein neuer SIP Stoßdämpfer PX vorne musste zerlegt und gekürzt werden, um in der Spezialgabel Platz zu finden. Auch der Kotflügel einer Vespa VL musste dafür stark angepasst werden. Die neuen SIP Performance Stoßdämpfer sind das perfekte Fahrwerk für den Roller. Edle Optik, vielfache Einstellmöglichkeiten und saubere Detaillösungen.

Ein weiterer Tribut an unsere Modern Vespa Fahrer bei SIP war die Rahmenklappe der Vespa ET2, die ähnlich den Lampe unten am Mittelholm eingepasst wurde. Hier kommt man zwar nicht zum Vergaser, aber die Batterie, die Standlicht und LED-Beleuchtung versorgt, findet hier Platz. Einige bei SIP sind LED fixiert. So hat Benni das Rücklicht der Vespa '51 V30 und den Trapezscheinwerfer auf LED Technik umgebaut. Das findet mittlerweile so regen Zuspruch, dass SIP die Serieproduktion verfolgt.
Eine weitere Spezialanfertigung, die in Serie gehen wird, ist die neue SIP Sitzbank Vespa Vintage. Mit GFK Teilen ist SIP groß geworden, so war es an der Zeit, auch eine SIP Sitzbank für die Oldies aufzulegen. Von Peter kam die Idee der Form, angelehnt an alte 60er Jahre Motorräder. Wiese und Dennie von SIP haben dann nächtelang mit Ton, Schablonen und GFK gespielt, um die richtige Linienführung des VNB Rahmens aufzunehmen und dann in Glasfaser fertig zu stellen. Perfekte Arbeit.
Das Herzstück des Basterds ist der Motor
Hier hat Robert sein Meisterhändchen bewiesen. Der Motor sollte ordentlich Leistung haben, damit der Basterd auch als Custom an einer Quartermile teilnehmen kann. Zudem sollte er aber auch fahrbar sein, damit er nicht nur als Hänger-Baby auf Treffen fahren muss. Da PX200 Motorgehäuse nur noch als Restbestände verfügbar sind, wurde bewusst ein LML Motorgehäuse bevorzugt. Das Gehäuse der LML Vespa NV 125/150 hat original einen Membraneinlaß. Der wird von einem speziellen MMW Ansaugstutzen versorgt. Ein 35 mm Mikuni Flachschieber, eine YAMAHA RD350 Membran und ein Ram Air Luftfilter runden das Vergasersetup ab.
Ein Quattrini M1X 177 ccm Aluminiumzylinder, eine spezielle Membran-Pilzwelle und ein RS-Performace Lefthand Curley Auspuff liefern die Power. Der RS-Performance ist das Lieblingskind von SIP-Pierre. Er kommt aus einer kleinen Edeltuningschiede im Grenzgebiet von Spanien/Frankreich und wurde speziell für den Quattrini 177 ccm entwickelt. Besonders in der französischen Rennserie hat er viele Fans: sehr gute Leistung und viel Bodenfreiheit. Die SIP Performance Zündung bringt den Motor zündungstechnisch dem Bottem-End Thema näher.
Das Getriebe besteht aus vielen DRT Gimmicks. SIP hat sehr gute Beziehungen zu Denis von DRT und auch den Vertrieb seiner Spezialteile für Deutschland.
Matt Black brings you Back – sollte nicht das Motto sein, obwohl das der Farbvorschlag von SIP Joscha war. So wurde Airbrush Legende Markus – The Intouchable – Pfeil für die Lackierarbeiten gewonnen.
Hier standen Farben und Rennlackierungen der 60er Jahre Pate. Auch sollten Elemente der Customlackierungen integriert werden. Eine Mischung aus Rennlackierung und Custompaint, nur etwas modern interpretiert. Typisch Basterd. Lada-grün, schwarze Linien ähnlich den 70er Jahre Rally-BMWs und weiß. Die Lackierung zieht sich assymetrisch wie eine 70er Tapete über den Roller und erinnert farblich auch an die Zirri-Sprinter der frühen 80er Jahre. Goldene Ghost 10er scheinen in bestimmten Blickwinkeln durch die unzähligen Klarlackschichten und stehen für das Jahr des Basterds 2010. Orange Spitzer und „Glourious Basterd“ Schriftzüge erinnern an den Quentin-Film. Obwohl es für Pfeili eine mörderische Arbeit war, ist auch er mit dem Ergebnis mehr als zufrieden: „Keine Rennlackierung im üblichen Stil, auch krachige Farben, der ganze Roller rockt!“
Spannend war der Zusammenbau. 2 Tage vor der Customshow Ried 2010 konnte der Roller von Pfeil-Design abgeholt werden und wurde dann mit viel Blut und Tränen in zwei Tagen zusammengebaut. Wie in einem OP Saal wurde der Roller in einer Nacht und einem Tag zusammengebaut. Und als der Motor Freitagabend zum ersten Mal aufheulte, stand der ganze SIP Laden still und die Crew hat der Kiste gehuldigt.
Ein großer Dank gilt allen, die an der Realisierung des Projekts mitgearbeitet haben.
Allen voran Robert, der den Großteil der Arbeiten durchgeführt hat.
Pfeili für die geile Lackierung, Wiese und Dennie für die GFK Modifikationen und die Sitzbank, Peter und Olli für das Akkordschrauben im Endspurt, Harald von MMW für alle CNC Umbauten, Olli Hellwig für alle Spezialteile, Peter fürs Sitzpolster, Benny für alle LED-Gimmicks, und allen anderen SIPlern die mit Hand und Hirn mitgearbeitet haben: Moritz, Alex, Ralf, Toni, Pierre, Peter, Marc, Joscha, Winnie, Martin, Andi, Sebastian, Fischi, Britta, Hufi …..