
VESPA Road Trip Korsika 2020 by SIP Scootershop
Unter den Inseln im Mittelmeer ist Korsika eine Außergewöhnliche. Sie fällt den meisten Europäern nicht als erstes ein, wenn sie an eine Urlaubsinsel denken. Dabei ist die Insel von einer Art Schönheit, wie sie an kaum einem anderen Fleck zu finden ist. Auf ihr befinden sich mehr als 50 Gipfel mit einer Höhe von mehr als 2000m Höhe. Es lassen sich Gebirgspässe fahren und Schluchten überqueren. Die Straßen schlängeln sich durch karge Kalk- und Granitfelsen und wenige Meter weiter durch üppige Eichen-Pinien Wälder. Wilde Wasserfälle, Seen und Flüsse tauchen nach Serpentinenetappen auf und verschwinden wenig später hinter dichtem Grün. Irgendwann, egal in welcher Richtung, öffnet sich der Blick und das Meer leuchtet bis zum Horizont, kristallklar und blau.
Die SIP Tour ist zu einer Tradition geworden, ein Höhepunkt im Kalender des SIP Teams, auf den alle Beteiligten hin fiebern. In jedem Jahr wird eine neue Route ausgearbeitet, neue Ziele entdeckt und die schönsten Strecken für eine Rollertour erkundet. Doch 2020 haben wir uns entschieden ein Ziel ein zweites Mal anzusteuern. Das liegt erstens an der außergewöhnlichen Schönheit Korsikas, verbunden mit der, für Rollertouren idealen, Landschaft und der Möglichkeit dort unsere Französischen Freunde zu treffen. Zweitens lässt sich jede Tour auf unterschiedlichen Routen fahren und ist Korsika groß genug, um immer etwas Neues zu entdecken.

Kurzes Gezangel vor dem Splügenpass (Schweiz)
Start und Treffpunk für die Tour ist die Siperia, die kleine Trattoria vorne im SIP Laden. Ein Espresso und ein Croissant sind die perfekte Einstimmung auf die erste Tagesetappe Richtung Süden, Richtung Italien und Comer See. Mit 21 Fahrern ist die Gruppe in diesem Jahr besonders groß. Über die Schweiz, den Splügen Pass in 2100m Höhe mit seiner grandiosen Aussicht und wieder hinab, durch unzählige Kurven, Richtung Mittelmeer. Die erste Station ist Lecco, Abkühlung im Comer See. Jetzt mit einem Bier anstatt Espresso und einer Pizza anstatt dem Croissant.
Der zweite Tag ist fahrtechnisch eher ein Arbeitstag. Wenig Berge, kein Pass, nur vorbei an Mailand und über die Autobahn zum Fährhafen nach Genua. Wäre da nicht ein kleines neues Piaggio Originalteil, was in einem Kupplungsdeckel spontan den Dienst quittiert. Schrauben bei 35 Grad im Schatten der italienischen Mittagssonne. An einem einsamen Kreisverkehr bei der Autobahn. Nebenan ein schwach besuchter Imbisswagen für wenige Fernfahrer. Die Aufgabenverteilung funktioniert automatisch: wer nicht schraubt, kümmert sich um das leibliche Wohl. Panini für jeden. Der Mann im Imbisswagen fragt: „Wie viele Kaltgetränke wollt ihr?“: „Alle“. Dazu ein Gettokracher mit Chiquitita von Abba. In dieser Gemeinschaft wird selbst aus einem Defekt auf der Autobahn ein Fest. Wir fahren weiter gen Fährhafen. In unseren Rückspiegeln sperrt ein glücklicher Imbissbesitzer die Tür seines leeren Wagens ab.
Nach einer kurzen Nacht auf der Fähre helfen der frische Seewind an Deck, die kräftige Sonne und der Anblick Korsikas am Horizont schnell wieder wach zu werden. Im Hafen von Bastia Treffen wir auf unsere Französischen Freunde vom Scooter Club du Sud-Est. Mit jetzt 30 Rollern geht es in die Berge. Über die Baumgrenze und über einen 1500m hohen Pass. 4 Stunden wechselnde Landschaften und Kurven. An den Straßenrändern stehen mehr Kühe und Schweine als Touristen. Auf der anderen Seite der Insel erreichen wir wieder ans Meer. Tonton, ein alter Freund, erwartet uns mit einem gedeckten Tisch im Schatten einer alten Eiche. Wein, regionale Spezialitäten und Früchte aus eigenem Anbau. Zum Verdauen geht es an den Strand. Das Wasser ist glasklar. Wir haben den Strand fast für uns allein. Ein paar Meter weiter bildet eine Felsformation einen natürlichen Sprungturm mit Planschbecken. Eigentlich möchte hier niemand weg.
In der Nacht und am frühen Morgen wartete eine besondere Prüfung. Eine Operation am offenen Herzen der Vespa. Der innere Wellendichtring von Lukas` VNB ist defekt. Wir fahren immer ohne zusätzliches Fahrzeug, jeder Roller muss wieder gängig gemacht werden. Also Motor raus, der Esstisch wird zur Werkbank umfunktioniert. Ersatzteile haben wir dabei, aufgeteilt auf alle Mitfahrer. Werkzeug für (fast) alle Reparaturen ist auch in den Handschuhfächern. Nach 4 Stunden läuft der Motor wieder.
Am nächsten Tag müssen wir uns von Tontons Gastfreundschaft verabschieden. Wir fahren eine kurze Etappe von 3 Stunden durch das Korsische Hinterland. Wälder, Hügel, Berge und immer wieder Kurven. Unser Ziel ist eine Hotelanlage mit mini Bungalows direkt am Strand einer kleinen Bucht. Am frühen Nachmittag sitzen wir auf einer offenen Terrasse mit Bier oder Spritz in der Hand. Blick auf das Meer direkt vor unseren Füßen und so klar wie anscheinend überall hier. Links und rechts die Berge. Wir genießen den Tag, baden, essen gut und sitzen bis spät in die Nacht am Tisch. Irgendwer spielt wieder Chiquitita. Als wir ins Bett gehen kennen wir gefühlt jede Schnapssorte, die auf dieser Insel gebrannt wird.

Traumhafte Straßen in den Bergen Korsikas
Morgen geht es leider schon wieder Richtung Heimat. Eine letzte Etappe durch die beeindruckenden Berglandschaften Korsikas, dann auf die Fähre Richtung Festland und zurück nach Hause. So schön es war, auf Korsika, so kurz und intensiv war es.
Eine Rollertour ist deshalb so faszinierend, weil sie mehr ist als die Summe der Dinge, die man sieht und der Straßen, die man fährt. Ein Gruppenerlebnis so schön wie anstrengend, das Reisen auf den Rollern mit der alten Technik ist pur, ohne Netz und doppelten Boden. So bot die Tour einige Herausforderungen für uns. Erfahrungen weit außerhalb der Schönheit der Landschaft. Einige weniger Gute, anderseits aber auch solche wie das Glück, die Tour mit Freunden wie den unseren aus Frankreich unternehmen zu dürfen. Der Weg nach Hause war für viele von uns unterschiedlich lang. Im nächsten Jahr kommen wir wieder zusammen, alle. Natürlich mit Abba und der melancholisch-optimistischen Chiquitita.
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