Stefan Rohrer: Verdrehte Vespa Welt

Erstellt von Dietrich Limper um 10:03 Uhr am 4. März 2022

Die bunten Skulpturen des Stefan Rohrer dürften in der Kunstwelt einzigartig sein. Er verwendet Autokarrosserien, Modellautos und immer wieder Motorroller. Daraus macht er in monatelanger Arbeit faszinierende und unverwechselbare Kunstwerke. Elegant geschwungen, mit verrückten Wirbeln und voller Farbenpracht. Der Kunsthistoriker Sebastian Steinhäußer schrieb in einem Essay über die Objekte: „Sie fesseln unseren Blick. Unwillkürlich verfolgen wir die verschlungenen Bahnen, die Rohrers Autos und Zweiräder einschlagen, werden wir in unserer Vorstellung umhergeworfen und durchgeschüttelt wie in einer Achterbahn, dass uns beinahe der Atem stockt.“

Eine Leidenschaft für Vespas

Stefan Rohrer wurde 1968 in Göppingen geboren und machte nach der Schule eine Ausbildung zum Steinmetz, die er 1998 als Meister abschloss. Bis 2006 folgten Studiengänge an der Kunsthochschule Burg in Halle (Saale) und der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Sein Atelier in der Heimatstadt von Daimler und Porsche eröffnete er 2004 und seine Nähe zu Automobilen besteht schon seit seiner Kindheit. Sein Traum war es, Autodesigner zu werden und diesen Wunsch erfüllt er sich nun mit seinen Skulpturen, wenn auch auf etwas andere Art und Weise.

„Als gelernter Steinmetz bin ich den Umgang mit Werkzeugen gewohnt, aber die Arbeit mit Blech und anderen Metallen habe ich mir als Autodidakt beigebracht“, erzählt der Künstler am Telefon. „Für die alten Vespas habe ich einfach eine Leidenschaft, weil sie so schön sind. Leider sind sie schwer zu finden.“ Zunächst fertigt er ein 1:10 Modell von dem geplanten Kunstwerk an, bevor er sich an das große Modell traut. Bis zu 100 Meter Schweißnaht werden benötigt, um einen Roller so zu verformen, dass er seiner Vision entspricht. Und er macht alles selbst: Schweißen, polieren, spachteln und lackieren. Monate vergehen, bevor das Objekt schließlich in seinem Atelier oder einer Kunstaustellung zu sehen ist.

Stefan Rohrer
Der Künstler Stefan Rohrer inmitten seiner Objekte.

Bei seinen Ausgangsmodellen handelt es sich in der Regel um Fundstücke oder Geschenke von Menschen, die sich eine Veränderung des Materials wünschen. „Ich habe auch noch ein Projekt mit einer Vespa vor, in meiner Garage wartet noch eine PX 80 auf ihren Umbau“, sagt Stefan Rohrer voller Tatendrang. Wann genau er das kultige Zweirad bearbeitet haben wird, könne er allerdings nicht sagen, fährt er fort. Kann er von seiner Kunst leben? „Ich werde nicht reich damit, aber ich komme gut über die Runden“, erklärt er und lacht. Zu sehen sind seine Kunstwerke derzeit noch bis zum 24. April in der Ausstellung „Speed Lines“ im Museum Kleihues-Bau in Kornwestheim. Wer sich ernsthaft für eines der Objekte interessiert, kann sich an die Galerie Scheffel in Bad Homburg wenden, die Stefan Rohrer vertritt. Im heimischen Vorgarten dürfte ein verdrehter Roller auf jeden Fall für Aufsehen sorgen.

Fotogalerie: Stefan Rohrer

Stefan Rohrer

Video zu Stefan Rohrers Ausstellung „Speed Lines“ Februar 2022

Dietrich Limper
Dietrich Limper

Dietrich Limper arbeitet als Redakteur für SIP Scootershop, außerdem schreibt er für lokale und überregionale Publikationen. Wenn er nicht gerade Geocachen geht, genießt er die erste Deutsche Meisterschaft von Bayer Leverkusen.

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