SIP VESPA Road Trip Korsika 2015

Erstellt von Ralf um 12:08 Uhr am 17. August 2015

Ich wusste sofort dass es wieder auf eine große Reise geht, als mir mein Besitzer sein 15kg schweres Reisegepäck in den Fußraum schnallte und mit mir in aller Herrgottsfrüh, relativ entspannt zum SIP Scootershop nach Landsberg am Lech tuckerte. 

Insgesamt trafen sich dort 17 Vespa Roller allen Couleurs ein. Von PX über VBB, Rally, SS, SS180, Sprint und sogar zwei GTS Bomber machten sich von dort gemeinsam auf den Weg Richtung Korsika. Erstes Etappenziel Bergamo. Das Wetter war prima und mir hat es gefallen mit meinen Geschwistern über die gut ausgebauten Land- und Passstraßen zu cruisen. Wir fuhren rauf auf das Hahntennjoch auf 1895m Höhe und einer meiner Wegbegleiter bekam bei Hammerkulisse eine neue Zündgrundplatte verabreicht. Danach ging es über den Reschenpass, vorbei am Reschensee und seinem versunkenen Kirchturm nach Latsch, wo uns SIP Kunde und Vespa Schrauber Egon Vent auf seiner Struzzo empfing und uns zu seiner Lieblings Pastalocation geleitete. Auf einem schattigen Parkplatz warteten wir geduldig auf unsere Reiter.

 

Dann wurde die Luft dünn, denn es ging Kehre für Kehre hinauf aufs Stilfser Joch auf 2757m. Ausblick und Atmosphäre waren für mich im wahrsten Sinne des Wortes „atemberaubend“. Spät erreichten wir Bergamo und wurden dort auf einer Terrasse, in Mitten der Altstadt, mit Blick auf das dezent beleuchtete Städtchen zur Nachtruhe abgestellt. Am nächsten Morgen besuchten wir DMD Helmet und unsere Piloten durchstöberten den gut sortierten Shop, bevor es heiß und turbulent über die Autostrada nach Mailand weiter ging. Von oben strahlte die Sonne mit gefühlten 200 Grad und von unten köchelte der heiße Asphalt. Ich hatte das Gefühl, als rauschten wir kontinuierlich weit geöffneten Backöfen entgegen und neidete meinen Geschwistern jüngeren Baujahres ihre Wasserkühlung.

„Drop it like it´s hot“ und so verlor mein Fahrer unter Vollgas sein iPhone das über den Straßenbelag schlitterte und direkt unter der Leitplanke hindurch im Grünen landete. Natürlich hätte ich das Gerät mit meinem Trittbrett auffangen können, aber das wäre freilich zu einfach gewesen. So ging es für ihn mit „Splitterdisplay“ weiter zum Mailänder Deus ex Macchina Shop und zum KD House, einer Mega Burger Bar. Genua erwartete uns bereits und nach der obligatorischen Arschbombe unserer Lenker wurden wir wie Kälbchen unter Deck der Fähre nach Bastia festgebunden und schipperten über Nacht auf die französische Mittelmeer Insel. Am nächsten Morgen wurden wir direkt am Fährhafen von einigen Mitgliedern des Scooter Club du Sud Est in Empfang genommen und schlängelten gemeinsam die Serpentinen entlang, die traumhaft schöne Westküste hinunter um in der Nähe von Ajaccio gegen Abend am Ziel anzukommen. 

Zwei relativ entspannte Tage folgten. Es wurden prophylaktisch verschlissene Kupplungsbeläge gewechselt, Scheibenbremsen entlüftet und für die erschöpften aber fröhlichen Piloten gab es zahlreiche Abkühlungen am nahe gelegenen Sandstrand. Die Gastfreundschaft und Feierlaune der Franzosen bestätigte sich wie gewohnt. Mir war so, als gäbe es Wein aus eigenem Anbau, die weltbeste Bouillabaisse, gegrillten, persönlich ausgesuchten Fisch vom Fischmarkt und immer wieder fröhliche Gesänge nach wahlweise französischer aber auch bayrischer Bierzeltart. 

 

„Viva la Tonton! Viva la Tintin!“, “ Oans, zwoa, drei – g'suffa!!“

 

Aber auch die schönste Zeit geht zu Ende. Wir wurden beladen, verabschiedeten uns von unseren Gastgebern und machten uns wieder auf den Weg Richtung Fährhafen Bastia. Das ewige Geschlängel der engen, schlecht ausgebauten Straßen musste meinem Steuermann schwer zugesetzt haben, denn in einer Kehre wurde uns ein abrupt haltendes Fahrzeug zum Verhängnis. Mein originales Fahrwerk ist einfach nicht für Buckelpisten plus rapide Bremsmanöver geschaffen und brachte uns letztendlich zu Fall. Mein Kotflügel bekam eine ordentliche Delle und die Linke Seitenhaube wurde zerkratzt. Mein Reiter verlor ein Stück Zahn, erlitt diverse Abschürfungen an Armen und Beinen, stieg aber nach einem kurzen Krankenhausaufenthalt in Calvi wieder auf meine Sitzbank. Auch wenn die Temperaturen heiß sind und ihr am liebsten nackt auf uns durch die Gegend düsen würdet, empfiehlt es sich dennoch hier und da an entsprechende Schutzkleidung zu denken.

Am nächsten Morgen reduzierte sich die Reisegeschwindigkeit vorhersehbarerweise etwas und nach kurzer Fährfahrt nach Livorno wurden wir nach Massa gelenkt und trafen dort die Mitglieder des hiesigen und bestens organisierten Vespa Clubs. Wieder gab es ein Gelage und wieder erklangen die Lieder. Gracie el Presidente!

 

 

Tags darauf nach kurzem aber gehaltvollen Zwischenstopp in Maranello und dem dort beheimateten Ferrari Museum führte unser Weg nach Garda, zur Trattoria la Val, dem Unterschlupf für diese Nacht. Unser Wegbegleiter Zini von Stoffis Garage feierte dort in seinen Geburtstag hinein und wieder wurde der offensichtlich gelungene Abend mit Lobesliedern für den Jubilar unterstrichen. Der Weg am Gardasee entlang über den Brenner nach Hause war eigentlich Routine und kurz vor Sterzing kamen selbstverständlich auch der Regen und deutlich niedrigere Temperaturen auf den Plan. Leider hatte auch mein Kupplungs-Wellendichtring keine Lust mehr und nach kurzer Diagnose wurde der ADAC Plus Abtransport beordert. Das sind die Momente, an denen man sich als bis zum Gepäckfachdeckel mit Werkzeug und Ersatzteilen beladenes 2-Takt Vehikel ein voll ausgestattetes Begleitfahrzeug wünschen würde, das anfallende Wehwehchen unter Umständen prompt in Wohlgefallen auflösen könnte. Gibt es aber nicht, der SIP Vespa Road Trip findet traditionell ohne Netz und doppelten Boden für seine Teilnehmer statt. So war es für mich und meinen Herren zwar etwas entwürdigend nicht mit den anderen Wegbegleitern das Ortsschild Landsberg am Lech passieren zu dürfen, doch kutschierten wir zum Trost trocken und wohl temperiert im Ducato gen Heimat.

Ich bin eine Vespa Sprint Veloce, 42 Jahre alt und somit 5 Jahre älter als mein Fahrer. Mein Herz ist aus einer PX 200 und mit einem 210ccm MALOSSI Zylinder, einer Langhubwelle, Venturi Ansaugtrichter und einem SIP Road Auspuff geliftet worden. Ich bin optisch lädiert und es bedarf einer Operation am offenen Herzen, aber ich bin nicht müde. Mein Pilot wird mich wieder zusammenflicken und schon jetzt freue ich mich wieder mit ihm über Europäische Land-, Fern- und Passstraßen heizen zu dürfen. 

Can't stop rollin,

Christians Sprint Veloce

 

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Hardcorsica SIP Vespa Road Trip 2015
Ralf
Ralf

Ralf ist Geschäftsführer und Mitgründer von SIP Scootershop. Er fährt Vespa seit 1990 und auch heute noch beginnt für ihn der Arbeitstag am besten, wenn er auf seiner Rally 200 ins SIP Hauptquartier in Landsberg fährt. Ansonsten besitzt er noch eine 180 SS, eine 160 GS und eine VM2 Lampe Unten Vespa.

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