
SIP Scootershop auf der Motor Bike Expo 2025
Wir haben uns im grauen süddeutschen Januar aufgemacht, über die Alpen zu fahren, um uns Roller oder besser gesagt Zweiräder anzusehen – auch wenn diesmal nicht die Sonne auf der anderen Seite des Gebirgszugs auf uns wartet. Gerufen haben uns unser Freund Gegio und die „Motor Bike Expo 2025“ (24. bis 26. Januar) im schönen Verona. Eine Messe, die schon viel von sich hat hören lassen und die wir uns unbedingt einmal genauer anschauen mussten.
Die Motor Bike Expo in Verona ist die zweitgrößte Motorradmesse Italiens – gleich nach der weltgrößten ihrer Art, der EICMA in Mailand. Allerdings legt die MBE andere Schwerpunkte und spricht ein etwas anderes Publikum an. Diese Messe richtet sich an Fahrer, Schrauber und Enthusiasten, die nicht nur Präsentation und Repräsentation erleben möchten. Hier geht es um Show, um Szene, um Subkulturen. Die Aussteller sind Customizer, Tuner, Lackierer, Veranstalter von Rennserien, Hersteller von Zubehör oder auch Verkäufer von Second-Hand-Lederjacken. Aber auch die großen Player sind vertreten: Einige Hersteller zeigen ihr Programm und ihre Neuheiten. Egal, ob Chopper, Motocross, Sportmotorrad, Tourer oder eben natürlich auch Roller – alle sind sich sicher, hier ihre Kunden zu treffen.


Keine Langeweile mit Vespa und Lambretta
Allein von der Größe her fällt der Unterschied zur EICMA kaum auf. Sechs riesige Messehallen sind randvoll mit Ständen. Es ist kaum möglich, in drei Tagen alles zu sehen. Auf dem Freigelände sind gleich mehrere Arenen aufgebaut. Es gibt verschiedene Stuntshows, Hindernisparcours und es wurde sogar eine Motocrossbahn aufgeschüttet. Versorgt werden die Besucher über eine Unzahl an Essensständen, die zur Mittagszeit vollkommen überlaufen sind. 170.000 Besucher zieht die Messe an, besonders der Samstag ist Crunchtime. Auf den Gängen zwischen den Ständen sieht es aus wie an einem sonnigen Oktoberfest-Wochenende. Dabei ist die Stimmung gut. Es gibt für jeden Geschmack mehr als genug zu sehen. Anstatt Langeweile herrscht eher die Sorge, wirklich alle interessanten Stände besucht zu haben.
Im Jahr 2025 wurde ein besonderer Programmpunkt weiter ausgebaut. Gegio von Scooterismo.it organisiert mit ein paar Freunden eine Customshow für klassische Schaltroller unter dem Motto „Iron Kings“. Das Ganze findet in einer Halle statt, die unter dem Motto „Ruote Piccole“ – also „kleine Räder“ – steht. In dieser Halle findet sich eine große Anzahl an Herstellern von Tuningteilen und Zubehör, vor allem für die Vespa Smallframe. Aber auch Vespa- und Lambretta-Clubs stellen sich vor, genauso wie Veranstalter von Rennserien. Natürlich haben auch wir unseren SIP-Stand hier aufgebaut. Wir stehen zwischen dem „Age of Scootercross“, einer Rennserie für Automatikscooter, und Lauro Caforio von Falc.
Die Custom-Show in der Mitte der Halle ist nicht sehr groß, aber schön präsentiert, und die Exponate sind von hoher Qualität. Einige sehr aufwendig gebaute Vespa-Smallframe-Modelle müssen jedoch den Sieg zwei wirklich außergewöhnlichen Rollern überlassen, deren Konzept und Geschichte einmalig sind.



Lambretta mit zwei Zylindern
Da ist zum Beispiel die Lambretta von Luciano Albieri – ein Zweizylinder-Umbau auf SX-200-Basis aus dem Jahr 1970, damals nur mit Teilen aus dem Innocenti-Regal verwirklicht. 350 ccm auf Basis von zwei 175-ccm-TV-Zylindern. Nicht nur der Motor ist besonders, der Roller ist ein „Racer“-Umbau: Vega-Beinschild, Lambro-Lenker und ein Rennhöcker verleihen dem Unikat eine Optik, wie man sie aus englischen Rennserien späterer Jahrzehnte kennt. Einfach ein Umbau, der seiner Zeit voraus war, dazu sehr schön und technisch anspruchsvoll – kurz: spektakulär.
Der zweite Leckerbissen kommt von Francesco Gaetani. Er stellt seine Vespa „Super Sport 125“ vor – einen Nachbau der legendären Rennvespen des Piaggio-Werks aus den 1950er-Jahren. Das Besondere: Er hat den kompletten Rahmen aus Aluminium von Hand nachgefertigt. Dazu hat er mehrere Teile bzw. technische Sonderlösungen, die Piaggio einst in Kleinserie für seine Rennfahrzeuge produziert hatte, ebenfalls in Eigenregie nachgebaut. Auf dem vorderen Kotflügel hat Francesco die Original-Unterschriften der damaligen Werksfahrer verewigt. Hinzu kommen einige eigene Interpretationen zu dem Thema, wie etwa die Gestaltung des Auspuffs, die dem Ganzen eine persönliche Note und die richtige Würze verleihen.
Insgesamt lässt sich sagen, dass sowohl die „Ruote Piccole“-Halle mit ihrem Schwerpunkt auf Motorrollern als auch die gesamte Messe – die MBE oder Motorbike Expo – sehr sehenswert waren. Eine hervorragende Gelegenheit, mitten im Winter die grauen Tage zu verkürzen und sich für die neue Saison inspirieren zu lassen. Und außerdem macht es doch immer Spaß, über die Alpen zu fahren, auch wenn einen zu dieser Jahreszeit ausnahmsweise nicht die Sonne erwartet.
Die Sieger der Custom-Show:
1. Luciano Albieri: Worlds 1st Bicilinder Lambretta SX200 – 350 ccm
2. Francesco Gaetani: Vespa Super Sport 125
3. Racing Team S.M.: Vespa Red Bull m200