
Sexiest Workshops: Marco Fumagallis Vespa Paradies
In einer der letzten Folgen unserer Serie „Most Sexiest Workshops“ durfte Jesco bei Vittorio Tessera den Himmel für Lambretta-Fans besuchen. Aber ein ebensolches Paradies gibt es für Vespas in Mailand, Italien, wo Marco Fumagalli eine Sammlung aufgebaut hat, die es sogar mit dem offiziellen Piaggio Museum in Pontedera aufnehmen kann. Mehr als 300 Zweiräder stehen in der 1.500 qm² großen Halle, dazu kommen Zeitschriften, Spielzeug, Plakate, Plaketten und vieles andere mehr rund um den Kultroller. Dabei fing Marcos motorisiertes Leben gar nicht mit einer Vespa an.
Von der Enduro zur Vespa 50

Der heute 50-jährige Unternehmer wollte als Jugendlicher Motorrad fahren und da kam eine Vespa für ihn nicht in Frage: „Eine Vespa ist kein Motorrad“, war sein damaliger Standpunkt. Also kauften ihm die Eltern 1987 die Aprilia Tuareg Rally, eine kleine Enduro. Erst vier Jahre später, Marco war gerade 18 geworden, fiel sein Blick auf eine Vespa 50 Special Revival in burgunderrot. Die will er haben und er kauft sie sich. Von diesem Tag an knatterte er mit dem Zweitakter durch die Gegend.
Doch es gab viele Ablenkungen und Marco entdeckte die Fahrzeuge auf vier Rädern. Er stieg ins Kart-Racing ein, gab in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre sein Debüt im Rennwagen und entdeckte seine Leidenschaft für historische Autos und Motorräder. Und weil die Vespa ebenfalls eine lange Geschichte hat, besuchte Marco alte Händler, erforschte Lagerhallen, besichtigte Bauernhöfe und stieg in dunkle Keller hinab – immer auf der Suche nach betagten Rollern, die er kaufte und restaurierte. Die Sammlung des Marco Fumagalli begann zu entstehen.
Mit der Vespa auf dem Salzsee

Im Jahr 2005 sieht Marco einen Film, der sein Leben verändern sollte: The World’s Fastest Indian (Mit Herz und Hand) mit Anthony Hopkins. Regisseur Roger Donaldson erzählt die Geschichte des Neuseeländers Burt Munro, der ein indisches Motorrad von 1920 flott macht und damit 1967 in den Bonneville Salt Flats in Utah den Landesgeschwindigkeitsrekord bricht. Da will Marco auch hin. Mit einem Roller. Was vor ihm noch nie jemand getan hat.
Gemeinsam mit dem Vespa Club Mailand studiert er Regelwerke und Vorschriften. Die schlechte Nachricht: Motorroller sind gar nicht zugelassen. Aber ans Aufgeben denken die Männer nicht, sie bauen zwei Vespen (100 ccm und 125 ccm) mit drei Rädern, um in der Kategorie „Seitenwagen“ teilnehmen zu können. Aber auch damit können sie keinen offiziellen Eintrag ins Buch der Rekorde bekommen, weil die Motoren nicht den strengen Vorschriften entsprechen. Doch Marco und sein Team haben sich 2015 ihren Traum erfüllt: als erste Rennfahrer auf einer Vespa starten sie auf dem Bonneville Salt Flats International Speedway. 2017 folgte die nächste Teilnahme und Marco hat noch Pläne für die Zukunft. Er will den Motor der Vespa wie bei einer Ape auf die Achse setzen, um dann erneut in Bonneville an den Start gehen.
Weitere Schätze auf vier Rädern

Das alles und noch viel mehr erfährt Jesco als er mit Marco durch die Ausstellung schlendert. Roller aus allen Epochen und Lizenzbauten aus allen Winkeln unseres Planeten stehen neben Kuriositäten wie beispielsweise einem Jetski von Piaggio. Es wird gefachsimpelt, viele Anekdoten erzählt und schließlich sind sie am Ende des Rundgangs angekommen. Aber Jesco ist noch nicht zufrieden, denn gibt es nicht noch eine Sammlung hinter der Sammlung? Marco lacht und führt den Gast aus Landsberg in einen anderen Bereich, wo die Fahrzeuge mit vier Rädern stehen. Und was nun kommt, muss man gesehen haben … wir sagen nur: Lotus, Porsche, Lancia, Bugatti und und und.
Noch heute dreht Marco Fumagalli seine Runden in historischen Fahrzeugen auf den Rennstrecken dieser Welt. Zuletzt war er im Mai 2023 auf dem Hockenheimring unterwegs. Mit einem Argo JM19 C und einem Theodore TR1. Aber wenn er nicht gerade im Geschwindigkeitsrausch ist, öffnet er gerne die Pforten seines Museums und gibt eine persönliche Führung. Der Kontakt kann über den Vespa Club Mailand hergestellt werden. Also – wer gerade in der Gegend ist: ein Besuch ist Pflicht!