
Matscho Karatscho 2023 bei SIP Scootershop
Was für ein Spektakel! Unser Vespa Cross Rennen MATSCHO KARATSCHO auf der hauseigenen Strecke vom SIP Scootershop war ein voller Erfolg, wie man den Kommentaren der Teilnehmer unschwer entnehmen kann. Bereits Tage vor dem Rennen waren die SIP Mitarbeiter Jesco, Max, Andrea, Steffi und viele andere Helfer und Helferinnen mit den Vorbereitungen beschäftigt. Die Piste musste auf Vordermann gebracht werden, Erde wurde herangekarrt und die Bagger arbeiteten gefühlt Tag und Nacht. Strohballen trafen ein, Zäune wurden vermisst und gefunden, Flaggen mussten bestellt und das Fahrerlager vorbereitet werden. Großes Lob an das gesamte Team: alles war pünktlich fertig.
Und dann trudelten am Freitag nach und nach die Fahrer ein. Sie kamen aus allen Winkeln dieser Republik, außerdem aus Österreich, Italien und der Schweiz. Nach der Anmeldeprozedur wurde in der Siperia Pizza und Bier gereicht, man lernte sich kennen. Die Laune war gut und die Vorfreude groß.

Nomen est omen: Matsch und Dreck
In der Nacht schlug das Wetter erste Kapriolen, es regnete ordentlich. Am Samstagmorgen machte der Zustand der Piste dem Namen der Veranstaltung alle Ehre: Matsch ohne Ende. Die ersten mutigen Fahrer drehten ein paar Runden und mussten danach Dreck aus allen Ritzen ihrer Roller spülen. Dennoch wurde das Qualifying durchgezogen und schließlich konnte Rennleiter Jesco die schwarzweißkarierte Fahne für den ersten Start schwenken.
Und dann wurde gefahren! In der Mofa-Klasse zog der Schweizer Marc Breu einsam seine Runden an der Spitze, niemand war ihm und seiner Puch gewachsen. Auch die beste Zeit des Tages wurde vom Eidgenossen aufgestellt: 51,215 Sekunden. Szenenapplaus gab es allerdings für Finn Brendle, der mit seiner tuninglosen Ciao unbeirrt und stoisch am Ende des Feldes seine Runden drehte. Das war Sportsgeist pur. Den Tagessieg holte sich wenig überraschend Marc Breu, der beide Rennen dominierte. Auf den Plätzen folgten der schweizerische Mofakult-Teamkollege Christian Fäh und Sebastian Krüger. Marc Breu über seine Rennen: „Ich bin hier mit meinem Mofa an den Start gegangen. Der Rahmen von Puch, der Motor von Sachs – das ist eine Technik, die hält. Die Strecke war richtig gut, wie gemacht für mein Mofa. Kurze Geraden, genau richtig für einen Gang. Wir fahren in der Schweiz die Meisterschaft und diverse Einzelrennen. Bei uns in der Firma haben wir vier Cross-Mofas, die wir je nach Reglement einsetzen.“


Erfolge und Pannen der Vespa Fahrer
Wahrlich munter wurde es bei den Rennen der Klasse 3, wo alles gefahren werden durfte, was ein Roller ist oder mal war. Hier sorgte Stefan Göllner für Aufsehen, der mit seiner Vespa GTS „von der Stange“ eine sensationelle Vorstellung in den Matsch legte. Dicht gefolgt von Wolfgang Altmann und dem Landsberger Lokalmatador Max Heigl. Klarer Sieg für Göllner im ersten Durchgang, allerdings machte die GTS das zweite Rennen nicht mehr richtig mit, bei den Sprüngen schaltete sie sich einfach ab. Stefan nahms halbwegs gelassen: „Es ist aber trotzdem eine supergeile Veranstaltung, ich gebe die Note Eins. Auch die Strecke ist perfekt, es geht nicht besser. Ich bin zwar ein bisschen sauer auf die Sch***-Kiste, aber ansonsten alles super. Ich habe die GTS am Donnerstag in Zahlung genommen, dann haben mir Kumpels noch schnell 12-Zoll-Cross-Reifen besorgt. Also hier angemeldet, Hotel gebucht und Freitag ging’s los. An der Karre selbst habe ich nichts gemacht. Ich bin nächstes Jahr gerne wieder dabei.“
Heigl und Altmann nutzten diesen Umstand zu ihren Gunsten und rasten auf Platz 1 und 2. Göllner (57,289) und Heigl (58,698) gelangen allerdings auch noch Rundenzeiten unter einer Minute. Max Heigl hatte allerdings ebenfalls mit Problemen zu kämpfen: „Die Strecke war super, aber mir ist in der zweiten Runde das Gas auf Vollgas hängengeblieben. Also habe ich alles nur noch mit der Bremse gemacht. Und natürlich ist nun dadurch die Kupplung hinüber und das war das letzte Rennen für diese Vespa, die kommt so wie sie ist in den Eisenwarencontainer. Auf der Strecke muss man schön in den Spuren fahren und den großen Steinen ausweichen. Eine geile Veranstaltung und ich komme nächstes Jahr wieder.“
Respekt auch an den jüngsten Teilnehmer des MATSCHO KARATSCHO. Der 14-jährige Korbinian Ortlieb bekam die Sondererlaubnis seines Vaters und konnte erste Rennerfahrungen sammeln: „Es hat mega Spaß gemacht, obwohl ich wahrscheinlich letzter geworden bin. So genau weiß ich das gar nicht. Am Schluss war die Strecke ziemlich trocken und dann ging’s. Nur das Wasserloch war schwierig, denn da hat man die Spurrillen nicht gesehen. Wenn vor dir einer quer rausgefahren ist und man fädelt sich in der Spur ein, fährt man auch quer raus. Normalerweise fahre ich nur mal auf der Wiese beim Opa, das war heute das erste Mal, dass ich in so einem Gelände gefahren bin.“
Ein langes Gesicht hingegen bei SIP-Racer André Jüterbock: der Custom-Roller von Butcher’s Garage aus St. Petersburg machte schlapp – ohne Bremse lässt sich nicht gut fahren. Ausfall nach zwei Runden im ersten Rennen, Teilnahme am zweiten Durchgang unmöglich. Schade, aber toll! Den Tagessieg sicherte sich schließlich Max Heigl auf einer Vespa Cosa vor Wolfgang Altmann und Paul Prötz.


Italienische Dominanz
Während der Horizont so aussah, als habe der Herrgott schwarze Tinte in den Himmel geschüttet, gingen die Fahrer der Klasse 2 „Smallframe“ an den Start. Das Gewitter zog vorbei, aber dafür donnerten nun die Semiprofis vom italienischen Team Vezzola Racing über die Piste: Davide Monizza, Federico Esposto und Roberto Laude zeigten, dass sie Motorsport im Blut haben. Mittendrin Dennis Franceschini, Valentino Randazzo und ein gewisser Elvis Jüterbock, Spross der berühmten Jüterbock Renn-Dynastie. In seinem ersten Cross-Rennen schlug er sich mit seinem Egig-Motor mehr als beachtlich. Nach verpatztem Start landete er im ersten Lauf auf Rang 6, im zweiten Durchgang sogar auf Rang 5. „Ich bin mächtig stolz auf den Jungen“, sagt Vater André sichtlich bewegt. Elvis selbst berichtet: „Die Vespa, die wir live im Internet zusammengebaut haben, ist unfassbar gut gelaufen. Und vor allen Dingen auch unfassbar schnell, was ich gar nicht erwartet hatte. Beim Qualifying war die Strecke noch sehr matschig, deshalb bin ich ganz ruhig zwei Runden gefahren. Aber so konnte ich mich auf die Verhältnisse einstellen. Leider habe ich dann den Start um zehn Sekunden verpasst und kam spät auf die Strecke. Aber hinter den vier starken Italienern war ich ganz vorne. Der Italiener auf Rang 4 war so schnell wie ich und wir haben uns derart gebattelt, dass ich nach der fünften Runde so müde war, dass ich fast nur noch neben der Strecke gefahren bin. Bin dann leider nur Sechster geworden. Im zweiten Rennen lief es besser und ich konnte den fünften Rang verteidigen. Ich habe es nämlich ruhiger angehen lassen, während neben mir einige Leute gestürzt sind, die zu schnell fahren wollten. Ich bin ziemlich zufrieden mit meiner Leistung, denn die Strecke ist auch wahnsinnig anstrengend. Eine megageile Veranstaltung, die hammermäßig Spaß macht. Ich hätte nicht gedacht, dass das so viel Laune macht.“
Die drei Sieger fuhren allesamt Zeiten unter einer Minute. Zieleinläufe und Tagessieger waren identisch: Federico Esposto (55,039) vor Roberto Laude (57,455) und Dennis Franceschini (58,832). Prominente Namen wie Arnold Kastenhuber, Thomas Haas, Paul Sinnhuber, Christian Ortlieb und Max Renner mussten sich im Feld einreihen. Champion Federico Esposto war happy: „Die Strecke ist sehr schön, mit sehr viel Matsch. Ich habe mich richtig, richtig darüber gefreut, dass wir hier an den Start gehen konnten. Wir haben sehr viel Spaß gehabt. Und auch die Leute sind einfach nett und freundlich. In Italien fahre ich auch Vespa-Cross und habe 2019 und 2021 zwei nationale Meisterschaften gewonnen. Ansonsten fahre ich auch normal Motocross. Und weil es dieses Jahr so geil war, bin ich nächstes Jahr auf jeden Fall wieder dabei.“
Weiterhin waren die dunklen Wolken nur eine leere Drohung und als die „Largeframe“ Klasse 4 an die Startlinie ging, war die Strecke halbwegs trocken – mal abgesehen vom verhassten Wassergraben. Joe Dierkes konnte beide Läufe auf seiner Vespa Cosa relativ souverän für sich entscheiden, er fuhr jedes Mal mit mehr als zehn Sekunden Vorsprung über die Ziellinie. Auch auf den Plätzen dahinter gab es eine feste Rangfolge: Michael Beger, Alex Konrad, Dirk Becker und Hubert Leitgeb. Dierkes, Beger und Konrad landeten dementsprechend beim Tagessieg auf dem Treppchen.

Packendes Finish
Während die meisten Fahrer bereits an der Grenze ihrer Belastbarkeit waren, rafften sich viele noch zum Endurance-Rennen auf. Hierbei fahren Teams mit zwei bis vier Fahrern eine Stunde im Kreis. Die Rider wechseln sich nach Belieben ab, alle im Team fahren die gleiche Maschine. Pünktlich zu diesem Event setzte der Regen ein und die Strecke wurde zu einer Herausforderung. Das Team Francescini/Haas/Martintoni/Jüterbock (der ältere) legte los wie die sprichwörtliche Feuerwehr und knallte eine Rundenzeit von 1:01,701 in den Matsch. Doch der Preis dafür war hoch, denn der Benzinschlauch verließ den Vergaser und es musste minutenlang geschraubt werden. Das nutzte das Team Candioli/Köhl und übernahm für lange Zeit die Führung. Doch nun zeigte sich die Erfahrung des Teams von Vezzola Racing, welches das Rennen zu Beginn sichtlich zurückhaltend angegangen war. Doch als der Regen nachließ und die Streckenverhältnisse besser wurden, gaben sie Gas, holten unaufhaltsam auf, entrissen Candioli/Köhl ihren Triumph auf den letzten Metern und sahen mit neun Sekunden Vorsprung nach 60 Minuten und 49 Runden die Zielflagge. In diesem Rennen war mit Franziska Böhnlein nicht nur die einzige Fahrerin auf der Strecke, die mit ihrem Team das Ziel erreichte, sondern auch Timo von den Blechgefährten erkämpfte sich im Team mit Valentino Randazzo den vierten Platz. Leider hatte seine eigene Vespa bei den Einzelrennen schon früh ihren Geist bzw. die Zündung aufgegeben.
Für Rennleiter Jesco war es ein großartiger Tag: „Für mich war der Samstag rundum gelungen. Wir hatten viele Teilnehmer und Zuschauer, und wir hatten großes Glück mit dem Wetter, denn der Regen kam erst gegen 16 Uhr. Und es gab spannende und packende Rennen zu sehen. Der Höhepunkt war, dass das Endurance Race erst in der letzten Minute entschieden wurde. Das war echt spannend. Der beste Augenblick war aber, als ich die Sanitäter gefragt habe, was sie an diesem Tag machen mussten: ‚Gar nichts.‘ Ja, es gab ein paar Stürze und eine Rippenprellung, aber selbst bei der Massenkarambolage in der Klasse 2 hat sich niemand verletzt. Die Teilnehmer waren alle zufrieden und die Resonanz über die Rennstrecke war durchweg positiv. Und der Applaus für das SIP-Team bei der Siegerehrung war eine echte Belohnung für ihre tolle Arbeit. Ich bin sehr glücklich mit dem gesamten Tag.“


Es gab nur Sieger
Erschöpft und verdreckt schleppten sich die Fahrer zur Siegerehrung für alle Klassen und Rennen. Wir gratulieren nicht nur den Siegern, sondern allen Teilnehmern, die sich durch Matsch, Massenkarambolagen, Schwimmrunden im Wassergraben, technische Probleme und andere Widrigkeiten nicht aufhalten ließen. Unser Dank gilt aber auch allen Helfern, Streckenposten, Moderatoren, Zeitnehmern, Kameraleuten und Fotografen. Außerdem den Leuten am Grill und Pizzaofen, im Getränkewagen und am DJ-Pult. Ihr alle habt das MATSCHO KARATSCHO 2023 zu einem echten Erlebnis gemacht und 1.500 Zuschauer ebenso erstaunt wie begeistert.
SIP Scootershop CEO und Erfinder des Rennens Ralf Jodl zog Bilanz: „Was für ein Wetterglück, dass es nach dem Training abtrocknete und die Sonne fast den ganzen Tag schien, während nur wenige Kilometer weiter Gewitter an Gewitter vorbeizog. Mich beeindruckte der Sportsgeist der Teilnehmer: jeder half jedem, Werkzeug und Ersatzteile wurden getauscht, im Endurance Rennen die Teams komplett durchgemischt. Ein toller Tag für Fahrer wie Zuschauer. Wir freuen uns auf Matscho Karatscho #3 in 2024!“